Mittwoch, 1. Dezember 2010

punaise



Gestern haben wir einen wirklich schlechten Film auf meinem wunderschönen Macbook gesehen. „Der Polarexpress“. Ein computeranimierter Film („mit echten Menschen!“ so Gabriel) mit und von Tom Hanks. Dieser agierte als Moralinstanz und Kontrolleur des Zuges, den eines Nachts einen kleinen ungläubigen Jungen am Straßenrand aufgabelt. An was glaubt er nicht? An den Weihnachtsmann. Konkret: Daran, dass es der Weihnachtsmann ist, der die Geschenke bringt. Darum geht es in diesem Film: Wer bringt die Geschenke. Was ist Weihnachten nach diesem Film? Ein Gemisch aus amerikanischen Songs („Jingle Bells“ „Oh Tannenbaum“), amerikanischen Stars (Tom Hanks, Steve Tayler) und Geschenken. Der Zug geht also Richtung Nordpol, mit so einigen anderen kleinen Kindern. Für die Quote gibt es ein dunkelhäutiges Mädchen, das in den entscheidenden Momenten Mut aufbringt um eine weibliche starke Rolle zu zeigen (Mädchen können ja so taff sein) und in den anderen Momenten die Augen zukneift, damit der Held Held sein kann (Jungs sind ja so viel mutiger als Mädchen). Es gibt da noch den Klugscheißer (erinnerte mich sehr an Gabriel, der sich wohl eher mit dem Helden identifizierte, ich wollte ihn nicht verletzten) und, weil es Weihnachten ist, denken wir alle auch eine Runde an die, die nichts haben, sprich es gibt einen armen kleinen Jungen. Es folgen ein paar Abenteuer, was man sich alles für einen Scheiß mit einen Zug ausdenken kann!!! (siehe auch den aktuell laufenden Film „Unstoppable“) Auf dem Wagon lebt ein Geist und in einem anderen Wagon leben die weggeworfenen Spielzeuge (kein Weihnachtsfilm ohne die pseudoökologische Mahnung, mit dem Materiellen besser umzugehen!!!) und geführt wird der Zug von zwei Hampelmännern. Irgendwann, nach so einigen Pannen, kommen sie dann am Nordpol an, bereit zur Zeremonie: das erste Weihnachtsgeschenk wird vergeben, von the King himself. Und da kommt der ganze Kult in seine gepressten Form zutage. Tausende Elfen jubeln wie auf einem Konzert (was es dann später ja auch wird, die Rolling Stones treten auf) und eifern hysterisch dem Moment zu, auf den sie das ganze Jahr gewartet haben: der Weihnachtsmann steigt auf seinen Wagen. Vorher verteilt er das erste Geschenk. Alle kreischen, alle wollen der Auserwählte sein, aber wir wissen von Anfang an, wer es sein wird: der Held, der nicht glaubt, wird zum Gläubiger, eine tiefe Offenbarung eröffnet sich ihm, alles wird ihm auf einmal klar, ein Wunder passiert, Halleluja, er glaubt, er nimmt teil, er stellt keine Fragen mehr, er sieht was die anderen sehen: der Weihnachtsmann verteilt die Geschenke. Puh, wäre das geschafft. Wie traurig wäre es nur gewesen, wenn der Junge wirklich bei seiner Wahrheit geblieben wäre, nämlich dass die Geschenke in Wahrheit von seinen Eltern gekauft und unter den Baum gelegt werden, dass die Geschenke aus der großen Einkaufshalle kommen, sie massenweise in der Fabrik produziert wird, in dem womöglich der Vater oder die Mutter von dem armen Kind arbeitet (wenn die Fabrik nicht schon längst zerlegt und verlegt am anderen Ende der Welt ist, wobei dann die Eltern arbeitslos wären) und dass er nur deswegen soviele Geschenke hat, weil eben dieser Vater oder diese Mutter zu einem Hungerlohn arbeiten, um die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten, um den Preis zu senken, um soviele Käufer wie möglich anzulocken, um den Profit so hoch wie möglich zu halten?
Nein, das arme Kind lernt: Freundschaft ist das größte Geschenk (hätten wir auch das abgehakt). Damit speist der Weihnachtsman das Kind ab und geht über zum wichtigeren: dem Helden klar machen, woher die Geschenke kommen.
Tom Hanks hat seine Mission erfüllt, dem Jungen den Glauben an Weihnachten zurückzugeben. Woran da man genau glauben soll, kann ich auch nicht sagen. Denn da ist nichts.


Heute war ein normaler Mittwoch. Ich merke, wie ich immer öfters in kleine Diskussionen mit Gabriel gerate, weil mich Sachen an ihm nerven. Das ist nicht gut.
Heute abend hatte ich ein langes Gespräch mit Elisabeth und war schön! Sie hat mir gesagt, sie würde sich freuen, wenn ich länger bleiben würde, sie haben mir schon öfters zu verstehen gegeben, dass ich ruhig länger bleiben kann. Andere kriegen in meinem Alter oder eher, Angebote für eine Festanstellung und das soll mein Äquivalent sein?

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