Dienstag, 28. September 2010

Samstag

Samstag war ich im Parc Bercy. Dieses Wochenende ist Fetes des Jardins gewesen. Es gab deswegen verschiedene Aktionen, die mich alle nicht interessierten. Ich schaue Blumen gerne an, aber für ihre Pflege interessiere ich mich zero. Ich war schon vor 14 Uhr da, das bedeutete, der Parc gehörte mir allein! Je tiefer ich hinein ging umso verzauberter war ich. Die Sonne schien, die letzten Rosen hielten ihre Köpfe starr empor. In manchen Ecken hielt sich noch der Sommer versteckt, ganz heimlich. In manchen dominierte bereits der Herbst. Dieser Monat war ein langsamer Abschied von einem sonderbaren Sommer. Sonntag hat der Herbst endgültig Einzug gehalten.
Dann bin ich noch ins Kino gegangen, „The Housemaid“. Ein wahnsinnig guter Film, sehr ästhetisch. Ich mag Filme nicht so gerne beschreiben, denn genau wie Bücher, muss man sie selber erleben. Ihn sehen, hören, mit all seinen internen Sinnen wahrnehmen, aufnehmen. Auf sich wirken lassen. Ich wollte diesen Film unbedingt sehen und war ganz glücklich, obwohl der Filme alles andere als glücklich ist. Aber wenn man etwas wirklich gutes, beeindruckendes erleben durfte, dann ist das Nahrung für den Geist, wie es ein guter Wein für die Zunge ist. Un vrai régal.
Danach ging ich durch den Park zurück zum Bahnhof. Im Park hatten mittlerweile die Aktionen angefangen. Aus irgendwelchen Gründen stand ein mittelhübsches Mädchen in einem Kleid aus Spielkarten vor einem Teich und ließ sich von ein paar Amateuren fotografieren. Ein paar Schritte weiter standen drei Männer in Kostümen auf dem Rasen und sprachen laut, dh theaterhaft. Sie hatten tote Tiere auf ihren Schultern, waren im Gesicht mit grauer Paste beschmierte und bedrohten sich gegenseitig ganz dramatisch. Ein paar Menschen schauten zu.
Wenn man aus dem Kino kommt und zwei Stunden lang einer Geschichte zugeschaut hat, die glaubhaft von zwischenmenschlichen Greueltaten berichtet und dann kommt man ins freie und sieht drei Männer und eine Frau am Sonntagnachmittag verkleidet im Park herumlaufen, dann fragst du dich, was Menschen für sonderbare Sachen veranstalten. Sie gehen und atmen nicht nur, sondern sie wollen mehr. Sie wollen Aufmerksamkeit, um sie zu lenken. Sie begnügen sich nicht damit, ihr tägliches Brot zu essen. Nein, sie erzählen Filme über Hochschwangere die andere Schwangere vergiften und sie schmieren sich graue Pasten ins Gesicht, um anderen etwas vorgaukeln zu können. Warum?
Ich fuhr nach Hause, um auf Gabriel aufzupassen. Denn die Eltern wollten ins Kino. Ich kann es ihnen ja nicht verübeln, sie arbeiten hart und es ist Samstagabend. Aber wenn ich ein Kind habe und es hochgerechnet innerhalb fünf Tagen nichtmal 2 Stunden gesehen habe. Und an diesen fünf Tagen es nur zweimal ins Bett gebracht habe. Dann nutze ich doch die wenige Zeit die mir bleibt um mein Kind mal ein Abendbrot zubereiten zu können. Es bei seiner Dusche helfen zu können. Im Grunde war ich nur genervt, einen weiteren Abend unter dem Diktakt eines 8-jährigen zu stehen. Ich war hundemüde und war um 22 Uhr am schlafen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen